Deprecated: preg_replace(): The /e modifier is deprecated, use preg_replace_callback instead in
/www/htdocs/v144870/wp-includes/functions-formatting.php on line
83
Gerade eben war ich mit meinen beiden hauptamtlichen Kollegen vom Caf? noch in der Aidshilfe Stuttgart bei einer Lesung von Matthias Gerschwitz aus seinem Buch “Endlich mal was Positives”.
F?r mich eine ganz neue Erfahrung. Im Caf? habe ich es wissentlich und unwissentlich nat?rlich auch mit HIV-infizierten Menschen zu tun oder Menschen, bei denen AIDS bereits ausgebrochen ist. Doch keiner der Jungs hat die Infektion oder die Krankheit mir gegen?ber bisher thematisiert, und ich tue das auch nicht. Zum einen, weil es mir v?llig egal ist ob ein Mensch mit dem HI-Virus infiziert ist oder nicht. Zum anderen nat?rlich weil es meinen Umgang mit den Jungs nicht entsprechen w?rde, sie zu irgend etwas zu dr?ngen.
Heute Abend habe ich also zum ersten Mal einen Menschen erlebt, der seine Erkrankung nicht nur thematisiert, sondern das auch noch ?ffentlich.
Matthias Gerschwitz ist, wie er selbst sagt, kein “typischer” HIV-Infizierter (sofern es diesen ?berhaupt gibt). Er hat mit seinem Outing als HIV-Positiver in den 15 Jahren seit er von der Infektion wei? nur positive Erfahrungen gemacht. Er ist selbst ein durch und durch positiv zum Leben eingestellter Mensch, der - sicherlich schon vor seiner Infektion, vermute ich - sehr viel Selbstvertrauen hat und Selbstsicherheit an den Tag legt.
Ihm wird auch - so hat er erz?hlt - teilweise vorgeworfen, dass er mit seinem Buch die Infektion und die Krankheit verharmlose. Eben weil er das Buch mit viel Humor geschrieben hat und auf dem Hintergrund seiner positiven Einstellung zum Leben.
Wie seine Lesung auf Betroffene - seien es Infizierte oder seien es Angeh?rige - gewirkt hat, das wei? ich nicht. Ich fand sie - ehrlich gesagt - ein bisschen langweilig… Es war halt (f?r mich) nichts neues.
Viel spannender war die Diskussion hinterher. In der es zum Beispiel darum ging, dass HIV-Positive und AIDS-Kranke inzwischen wieder deswegen diskriminiert werden, weil die Krankheit, die durch die Weiterentwicklung der Medikamente kein sofortiges Todesurteil mehr bedeutet, in den Medien nicht mehr so pr?sent ist wie z.B. in den Jahren als ich aufwuchs, und dadurch aus dem Bewu?tsein der Leute verschwunden ist. Also ist sie wieder etwas Fremdes, vor dem man Angst hat, und Angst f?hrt zu Diskriminierung (meine pers?nliche Meinung).
Au?erdem werden ?ber den “Hype” der um den HI-Virus gemacht wird leider inzwischen oft die anderen sexuell ?bertragbarenen Krankheiten vergessen, vor denen ein Kondom ebenso sch?tzt wie vor einer HIV-Infektion oder einer Schwangerschaft. Zum Beispiel sei die Anzahl der Hepatits-Neuinfektionen in letzter Zeit sprunghaft angestiegen, erz?hlte Matthias Gerschwitz.
Erw?hnenswert finde ich auch, dass einige Menschen im Publikum sich nicht damit abfinden konnten, dass er nur gute Erfahrungen in seinem Umfeld gemacht hat. Du musst doch auch etwas negatives erlebt haben, hie? es da …
So richtig interessant wurde es f?r mich dann, als ich ihn nach Rektionen von Jugendlichen auf sein Buch und seine Lesungen gefragt habe, und er erz?hlte, dass er inzwischen zumindest einmal auch Schulen besucht habe.
Wo er dank interessierter, viele Fragen stellende Sch?ler gleich auf mehreren Gebieten Vorurteile abbauen konnte: Zum einen gegen?ber HIV-Positiven, zum anderen gegen?ber Homosexuellen. Er war positiv ?berrascht ?ber die vielen und offenen Fragen, die ihm die Jugendlichen stellten, ?ber ihr offensichtliches Interesse.
Ich glaube, das ist einer der besten Wege, die man gegen Diskriminierung (=Unwissenheit) gehen kann: Das Betroffene selbst sich den Fragen von Jugendlichen stellen. Und dass die ihn “cool” finden wundert mich ?berhaupt nicht ;-)
Ich f?nds sch?n, wenn viele Schulen ihn einladen w?rden.
Auch, weil Jugendliche ihm sicherlich eher zuh?ren, ihn ernst nehmen und sich von ihm ernst genommen f?hlen, als das gegen?ber Eltern oder Lehrern der Fall ist.
Denn auch wenn man inzwischen mit der HIV-Infektion ein gutes und kaum eingeschr?nktes Leben f?hren kann, darf die Ernsthaftigkeit bei diesem Thema nicht verloren gehen. Doch sie muss eben so transportiert werden, dass sie bei den Jugendlichen auch ankommt. Nicht als Moralpredigt der Eltern oder ?der Lehrstoff.
Und ich glaube, Eltern und Lehrer k?nnen sich noch so sehr bem?hen, sie rufen bei Jugendlichen meist ein “Dagegen”-Gef?hl hervor. Das ist einfach so in diesem Alter. Da ist es doch klasse, dass man andere Wege beschreiten und das Thema durch den Wechsel der Person, die es vermittelt, interessanter machen kann.
Also, liebe Lehrer und Schulleiter (oder wer an staatlichen Schulen eben daf?r verantwortlich ist - ich kenn mich da ja nicht aus ;-) ): ladet Matthias Gerschwitz doch mal an eure Schule ein :)
Der Bio-Lehrer an Kais Schule wird gleich morgen einen entsprechenden Anruf von mir bekommen ;-)
Weiter lesen »
Wapiti :: 29. November 2010 ::
Das Leben, Kinderkram, HomoSapiens, HIV & AIDS ::
Keine Kommentare »