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Ehrlichkeit ist ein verdammt schwieriges Thema.
Ich glaube nicht mehr an Ehrlichkeit.
Wie oft l?gt jeder Mensch angeblich pro Tag? Hundert Mal? F?nfhundert Mal?
Dass der Stau schuld ist am zu sp?t kommen und nicht das Verschlafen.
Dass es einem nichts aus macht, Tee zu trinken, obwohl man viel lieber einen Kaffee h?tte.
Dass man eine Frage gerne beantwortet und es nichts aus macht, dass man das schon dr?lfzig Mal zuvor getan hat (und dass man es nervig findet, dass das Gegen?ber sich das einfach nicht merken kann, sagt man nat?rlich nicht).
Ich glaube, solche L?gen bemerkt man, bemerke ich schon gar nicht mehr. Sie sind irgendwie automatisch.
Ob sie deswegen weniger schlimm, weniger L?ge sind, wenn man nicht bewu?t l?gt sondern aus der Erziehung heraus, der Anpassung an die gesellschaftlichen Normen, dem tief eingepflanzten Drang, gefallen zu wollen, gemocht zu werden?
Ich kann nur subjetkiv schildern, was Ehrlichkeit und L?ge f?r mich bedeuten.
Mein Grundeinstellung - ich glaube, ich wurde mit ihr geboren - ist, ehrlich zu sein. Nat?rlich bin ich das nicht immer.
Doch anscheinend bin ich es mehr als andere oder anders als andere - ich merke, dass ich mit meiner Ehrlichkeit oft anecke.
Ein Mensch, der mir gegen?ber gerne behauptet dass ich eine Freundin sei, hat mal zu mir gesagt, ich w?rde die Menschen mit meiner Ehrlichkeit beleidigen. Das kann gut sein. Komsich, dass das jemand zu mir ?ber jemand anderen sagt. Ohne zu wissen, ob es ?berhaupt stimmt. Aber mit der festen ?berzeugung, Gutes zu tun, indem man seine eigene Ansicht auf einen Dritten ?bertr?gt und sich dahinter versteckt, um kritisieren zu k?nnen.
Ich wei? nur das, was mir andere Menschen auf meine Aussagen antworten. Wenn mir etwas nicht gef?llt, dann sage ich das. Punkt. Wenn mein Gegen?ber damit nicht umgehen kann, dann soll es mir sagen dass eine ehrliche Antwort nicht erw?nscht ist.
Dann sage ich lieber nichts. Oder l?ge eben doch, aus R?cksichtnahme. Wie ekelhaft. Mit R?cksichtnahme werden die meisten L?gen entschuldigt und dann will man daf?r auch noch die Absolution, denn “man hat es ja nur gut gemeint”.
Was Dritte mir erz?hlen, darauf gebe ich nicht viel. Wenn jemand mir erz?hlt, der oder die ist eifers?chtig oder aggresiv - warum sollte ich das glauben? Warum sollte ich der Meinung eines Dritten mehr Vertrauen schenken als meinem eigenen Eindruck von einem Menschen?
Warum soll das Urteil eines anderen ?ber einen Menschen meine eigene Einsch?tzung ?ndern?
Ich dachte, die Zeit der Sippenhaft sei vorbei.
Und ich kann das auch gut leben. Ein Mensch, den ich sehr mag, hat schlechte Erfahrungen gemacht mit einem anderen Menschen, den ich mag. Na und? Ich bin mit beiden befreundet. Ich wei?, dass die eine die andere nicht mag. Ich mag sie beide und sie mich auch.
Ein anderer Mensch, den ich schon fast als Freund bezeichnen w?rde und der mich schon viele Jahre kennt, ist froh ?ber meine Ehrlichkeit. Weil er wei?, dass ich nicht rumschleime um mir Vorteile zu verschaffen oder um Konfrontationen aus dem Weg zu gehen.
Gut, ich bin andererseits auch mit sehr viel Geduld gesegnet. Es dauert ziemlich lange, bis ich mich aufrege. Und was zum Beispiel die Arbeit betrifft beziehe ich Kritik nicht auf mich als Person sondern auf meine Arbeit. Das ist nat?rlich ein Gl?ck, dass ich das gut trennen kann.
Dieser Mensch wei? aber auch ganz genau, dass ich es aufgrund meiner undiplomatischen Aussagen nie “zu etwas bringen” werde. Das wei? ich auch. Und zum Gl?ck ist mir Karriere ja sowas von egal.
Doch damit ist nicht nur die Arbeit gemeint. Ich werde es auch in dieser Gesellschaft nie “zu etwas bringen”. Weil ich werder stromlinienf?rmig noch windgedreht bin.
Man nennt sowas ja dann gerne “diplomatisch sein”. Es gibt immer so sch?ne Bezeichungen und Umschreibungen f?r Dinge, die wir nicht gern beim Namen nennen.
(”Friendly Fire” zum Beispiel statt Eigenbeschuss. “Kollateralschaden” statt “in Kauf genommener Mord”.)
Schwierig ist Ehrlichkeit immer. Vor allem bei den Menschen, die so gern sagen: Sei ehrlich zu mir. Das sind meistens die, die am wenigstens mit einer ehrlichen Antwort umgehen k?nnen. Das ?u?ert sich dann meist darin, dass die Kommunikation zum Erliegen kommt.
Oder nur noch aus - wie nennt man das, Small Talk? - besteht.
Leider.
Mir ist es immer lieber, wenn man mir ehrlich - ja ehrlich - sagt, was Sache ist. Wenn man versucht, einen Konflikt zu kl?ren.
Nicht um Harmonie herzustellen, man kann am Ende einer solchen Diskussion auch feststellen, dass es einfach nicht funktioniert und man besser wirklich nicht mehr kommuniziert.
Doch sich einfach aus dem Staub machen, das ist feige.
Was ich ?berhaupt nicht tolerieren kann - da sollte ich noch an mir arbeiten und Verzeihen ?ben - das ist, wenn man mich bewu?t anl?gt. Wenn man auf eine direkte Frage l?gt. Mir ins Gesicht.
Ich meine, Hintenrum-L?gen kommen auch immer raus, und die sind auch schlimm, aber gut, damit habe ich mich abgefunden dass es zum guten Ton in dieser Gesellschaft geh?ren zu scheint, unehrliche Freundlichkeit zu heucheln um dann mit Genu? abzul?stern.
Klar l?stere ich auch. Wer tut das nicht. (Bl?de Ausrede.) Doch ich tue nicht so, als ob ich jemanden mag, wenn ich ihn in Wirklichkeit verachte. Ich spiele nicht mit den Menschen und ihren Gef?hlen.
Doch dieses jemanden direkt anl?gen, zu heucheln, etwas vorzuspielen - igitt!
Warum? Ich kann nur vermuten: Um sich als jemand Gro?artiges zu pr?sentieren. Der man jedoch nicht ist.
Man kann es nie allen recht machen. Es scheint, manche Menschen versuchen das, sich als toll darzustellen mit ihren L?gen. Es scheint, dass ihnen das auch gelingt. Und es scheint vorallem - und das finde ich so richtig schlimm - dass sie auch noch meinen, dass ihr Verhalten richtig ist.
Nun ja, Moral ist ja auch nur ein Wort, noch dazu altmodisch und verp?nt.
Und das Gewissen - was war das noch mal?
Genau so schlimm wie L?gen finde ich den Verrat.
Wenn mir jemand etwas anvertraut, dann erz?hle ich das nicht weiter an Dritte. Ich frage vorher, ob ich das darf. So etwas nennt man respektvoll miteinander umgehen. Wenn ein Mensch nur ein bisschen Feingef?hl und Einf?hlungsverm?gen hat, und man ihm sagt: Ich erz?hl das nur Dir - dann muss man ihm doch nicht sagen: Erz?hl das bitte nicht weiter.
Dachte ich.
Falsch gedacht.
(Ist jedoch nicht schlimm.)
Verraten und belogen zu werden tut eine Zeit lang ziemlich weh, wenn man vertraut hat.
Doch letztendlich ist man selbst schuld, wenn man vertraut.
Der Ehrlich ist immer der Dumme.
Denn jeder zeigt nur seine Maske. Die Maske, mit der er am meisten zu erreichen glaubt.
Ich bin kein Gutmensch. Ich habe dieses Spiel nur nie gelernt und darum verstehe ich es nicht. Diese Normalit?t war mir fremd. Ich hoffe, dass sie es auch bleibt - ich bin nur froh, dass ich sie nun kenne.
Ich hab mal geglaubt, dass es Ehrlichkeit gibt.
Ich hab mal geglaubt, dass es Vertrauen gibt.
Ich hab mal geglaubt, dass es Freundschaft gibt.
Ich hab mal an das Gute im Menschen geglaubt.
Ich hab an Wunder geglaubt.
Was war ich naiv.
Es lebt sich weitaus besser ohne all diese Illusionen.
Wapiti :: 11. August 2010 ::
General, Das Leben ::
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